Keto-Diät ohne Kohlenhydratverzicht? Ketone als Supplements, Teil 1

Eine ketogene Diät führt durch Kohlenhydratverzicht zum Anstieg von sog. Ketonen im Blut. Diese Ketone werden aus Fettsäuren hergestellt, die aus der Ernährung bzw. aus dem Körperfett stammen und sie ersetzen die Glucose als Energieträger.
Seit einiger Zeit sind sog. exogene Ketone (exogen = von außen) als Nahrungsergänzung erhältlich. Es handelt sich dabei um Keton-Ester und Keton-Salze, also den Ketonen chemisch verwandte Substanzen, aus denen im Körper die Ketone Betahydroxybutyrat (BHB) und Acetoacetat (ACAC) gewonnen werden. Diese Keton-Salze sind dabei nicht nur weniger effektiv, was die Ketonspiegel im Blut angeht, sie bringen auch viel unerwünschtes Natrium, bzw. in anderen Salzen, Calcium oder Kalium in den Körper.
Darüber hinaus bestehen die Keton-Salze häufig aus sog. racemischen Mischungen; das bedeutet, sie enthalten mehrere Formen des Moleküls, die räumlich voneinander abweichen und daher auch verschiedene Wirkungen auslösen (z.B. D-BHB und L-BHB). [1] Besser geeignet sind Keton-Ester, bei denen die Problematik unerwünschter Begleitstoffe nicht auftritt. Damit lassen sich auch höhere Blutspiegel an Ketonen erzielen – bis zu 5 mmol/l – was einer ausgeprägten Ketose entspricht, wie sie nach einigen Fastentagen oder nach einem anstrengenden sportlichen Training auftritt. [1] Bei den Keton-Estern muss man allerdings genau hinschauen, es sind auch hier racemische Mischungen mit schlechterer Wirkung auf dem Markt. Echte Nachteile der Keton-Ester sind ihr hoher Preis, sowie ihr sehr unangenehmer Geschmack.
Beide Verbindungen, sowohl die Ester als auch die Salze, vermögen mit einer Dosis die Ketonspiegel im Blut für etwa drei Stunden zu erhöhen, was eine mehrmalige tägliche Einnahme erfordern würde. Was geschieht nun, wenn solche exogenen Ketone eingenommen werden?
Eine aktuelle Studie [1] hat die Wirkungen an drei Studiengruppen mit je 15 bzw. 16 jungen Männern untersucht. Keton-Salze waren nur etwa halb so effektiv, wie Keton-Ester, welche die Ketonwerte im Blut im Durchschnitt auf 2,8 mmol zu erhöhen vermochten. Eine Stunde nach der Einnahme der exogenen Ketone auf nüchternen Magen fielen die freien Fettsäuren im Blut um 40% ab; Triglyzeride und Glucose im Blut sanken jeweils um etwa 20%. Das erklärt sich daraus, dass der Körper bei der hohen Menge an exogenen Ketonen im Blut die Freisetzung von Triglyzeriden (die ja drei Moleküle Fettsäuren enthalten) aus den Fettzellen vermindert. Die endogene, also körpereigene, Ketonproduktion wird so heruntergefahren.
Daraus ergibt sich gleichzeitig ein eingeschränkter Fettabbau – sind bereits genügend Ketone im Blut vorhanden, besteht kein Bedarf an Energie aus den Fettzellen. Auch die Glucoseproduktion in der Leber wird eingeschränkt, da im Blut durch die exogenen Ketone bereits genug Energieträger zur Verfügung stehen. Die Hemmung der Gluconeogenese fällt aber nicht so stark aus, wie bei einer kohlenhydratarmen Ernährung oder Fasten.
Wurden die exogenen Ketone nach einer kohlenhydratreichen Mahlzeit eingenommen, so stieg der Blutspiegel des Ketons BHB im Durchschnitt nur auf etwa 75% des Wertes, der bei einer Einnahme auf nüchternen Magen erzielt wurde. [1] Die Aufnahme von BHB aus dem Darm wird nämlich durch die Anwesenheit von Nahrungsbestandteilen vermindert. Auch die Menge des Ketons Acetoacetat im Blut veränderte sich durch die Mahlzeit, der Anstieg betrug nur etwa zwei Drittel dessen, was bei Einnahme des Keton-Drinks auf nüchternen Magen erreicht wurde. Die Blutglucosewerte stiegen bei Einnahme des Keton-Drinks ebenfalls nicht so hoch, wie sonst nach einer Mahlzeit. [1]
Das bedeutet, man kann die Vorteile eines erhöhten Ketonspiegels nutzen, ohne eine ketogene Diät einzuhalten. Doch fallen die Vorteile nicht so groß aus, wie erhofft. Darüber hinaus kann man allein mit exogenen Ketonen nicht alle Vorteile einer ketogenen Diät nutzen. Mehr dazu im nächsten Blog-Artikel.
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  1. Stubbs BJ, et al: On the Metabolism of Exogenous Ketones in Humans. Front Physiol. 2017; 8: 848.
Photo: Pixabay

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